Falsch verstandene Tierliebe und gesundheitliches Risiko
Übergewicht ist bei vielen Haustieren leider allgegenwärtig.
Schätzungen zu Folge ist in Deutschland jede dritte Katze und jeder dritte Hund zu dick. Wie beim Menschen, ist Übergewicht auch bei unseren Haustieren für die Entstehung bestimmter
Krankheiten maßgeblich verantwortlich. Oft handelt es sich dabei um gravierende Krankheiten, die sogar die Lebenserwartung des Tieres enorm einschränken können.
Experten gehen inzwischen sogar davon aus, dass die Mehrzahl aller Erkrankungen bei unseren Haustieren durch Übergewicht entsteht. Die Entstehung von Übergewicht sollte also unbedingt
vermieden. Bereits übergewichtige Tier sollten wieder an ihr Idealgewicht heraungeführt werden.
Falsch verstandene Tierliebe
Jeder Hunde- oder Katzenhalter kennt sicher diesen herzerweichenden Blick, das klägliche Maunzen, das unsere Aufmerksamkeit erhaschen möchte, damit möglichst noch etwas in den Napf gefüllt wird
oder nochmal der Griff in die Leckerliedose erfolgt. Wir Menschen lassen uns nicht selten davon beeinflussen und geben nach – kommt dies häufiger vor, hat das geliebte Haustier schnell ein paar
Kilo zu viel auf den Rippen und gilt fortan als übergewichtig.
Dabei handelt es sich um falsch verstandene Tierliebe, denn Übergewicht begünstigt nachweislich die Entstehung vieler Krankheiten, für manche ist es sogar der direkte Auslöser. Es handelt sich
dabei also nicht um ein Problem der Ästhetik, Übergewicht hat einen direkten Einfluss auf die Gesundheit.
Neben einer übermäßigen Fütterung, gibt es aber auch weitere Faktoren, die Übergewicht hervorrufen. Diese sind wie bei uns Menschen: Bewegungsmangel und eine zu energiereiche Ernährung.
Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkprobleme
In Folge von dauerhaftem Übergewicht drohen zahlreiche Erkrankungen. Durch die Fettleibigkeit wird sehr häufig Diabetes mellitus ausgelöst und es kommt zu verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Bewegungsapparat wird durch das Übergewicht so stark belastet, dass Gelenkprobleme auftreten können. Vor allem bei Rassen, die ohnehin schon zu Gelenkerkrankungen neigen, ist dieses Risiko deutlich erhöht. Übergewichtigen Tieren drohen zudem verschiedene Stoffwechselerkrankungen und Schäden an Organen, auch Harnwegserkrankungen treten viel häufiger auf. Grundsätzlich werden übergewichtige Hunde und Katzen allgemein öfter krank, denn Übergewicht schwächt das Immunsystem. Ein oft vergessener Punkt ist auch das erhöhte Narkoserisiko: muss aus welchen Gründen auch immer ein operativer Eingriff unter Narkose durchgeführt werden, besteht bei fettleibigen Tieren ein deutlich größeres Risiko für Komplikationen durch die Narkose.
Übergewicht vermindert die Lebenserwartung und Lebensqualität
Leidet ein Haustier an Übergewicht, hat es nicht nur ein deutlich erhöhtes Risiko bestimmte Krankheiten zu erleiden, auch die Lebenserwartung ist geringer als bei idealgewichtigen Tieren. Im
Schnitt sterben dauerhaft übergewichtige Tiere 1-2 Jahre früher. Dies liegt vor allem daran, dass der gesamte Kreislauf durch das Übergewicht stärker beansprucht wird, Organe arbeiten ständig an
ihrer Leistungsgrenze und erleiden dadurch schneller Schädigungen.
Aber auch die Lebensqualität des Tieres kann erheblich eingeschränkt werden. Übergewicht schränkt die Mobilität ein, jede Bewegung wird anstrengender und erfordert mehr Energie. Die Lust am
Spielen und Toben geht verloren, das Tier schläft mehr. Besonders die reinlichen Katzen leiden stark unter dem Übergewicht, wenn sie wegen der überschüssigen Pfunde solche
Bewegungseinschränkungen erleiden, dass sie sich nicht mehr richtig putzen können.
Wie erkenne ich Übergewicht bei meinem Haustier?
Vielen Tierbesitzern ist nicht wirklich bewusst, dass ihr Tier übergewichtig ist. Da eine Gewichtszunahme immer schleichend vorangeht und nicht von einen auf den anderen Tag stattfindet, fällt es
vielen Menschen zunächst nicht auf, wenn das Tier immer dicker und runder wird.
Gewichtskontrollen sollten also regelmäßig durchgeführt werden, denn nur die Waage garantiert eine objektive Beurteilung. Gewichtsschwankungen sind bei den Kontrollen dabei durchaus normal.
Es gibt bestimmte Faustregeln, mit deren Hilfe geprüft werden kann, ob das Tier übergewichtig ist. So sollten die Rippen mit leichtem Druck deutlich fühlbar sein. Auch sollte eine deutliche
Abgrenzung zwischen Brustkorb und Taille zu sehen sein, der Bauch sollte leicht hochgezogen sein. Beim übergewichtigen Tier bilden Brustkorb und Bauch oft eine Linie, oder der Bauch hängt
sogar.
Der Ernährungszustand eines Haustiers kann auch mit dem so genannten Body Condition Score (BCS) ermittelt werden.
Fütterungsempfehlungen sind nur Richtwerte
Vor allem bei der Ernährung mit industriellen Fertigfuttern kommt es häufig zu Übergewicht. Selbst wenn der Tierhalter die Fütterungsempfehlung auf der Verpackung strikt einhält, kann dies zu
Übergewicht führen. Doch wie kann das möglich sein?
Es handelt sich bei den Fütterungsempfehlungen immer um absolute Richtwerte, errechnete Durchschnittswerte. Der Bedarf eines jedes Tieres ist aber grundsätzlich ganz individuell. Dabei spielen
rassetypische Dispositionen, der Umfang der Bewegung, vorliegende Erkrankungen und auch nicht messbare, persönliche Umstände eine Rolle. Es kann also durchaus möglich sein, dass ein Tier eine
deutlich andere Menge eines Futters benötigt, als für seine Gewichtsklasse auf der Futterpackung angegeben wurde. Die Menge kann dabei nach oben oder unten variieren – meist ist aber der Fall,
dass weniger als die empfohlene Menge für den Bedarf ausreichend wäre.
Gerade bei der Fütterung mit Trockenfutter, gelangt der Tierbesitzer hier aber oft in einen Gewissenskonflikt. Unter Umständen kann die tägliche Fütterungsmenge sehr mickrig erscheinen und die
Versuchung ist groß, deshalb mehr zu füttern. Schließlich kann das Tier von dieser kleinen Menge doch unmöglich satt werden! In jedem Fall würde es von der passenden Menge seinen Energiebedarf
decken, trotzdem kann das unter Umständen nicht gesund für das Tier sein.
Diätnahrung muss nicht sein
Jedem Halter eines übergewichtigen Tieres ist dringend zu raten, etwas gegen das Übergewicht zu tun. Dazu ist es nicht nötig, das Tier auf eine spezielle Diätnahrung umzustellen, je nach Fall
kann eine solche Radikaldiät Probleme hervorrufen. Ebenso ist es nicht immer ratsam, einfach die Futtermenge zu reduzieren. Gerade bei der Fütterung von Trockenfutter kann eine Reduktion dazu
führen, dass das Tier nur noch eine sehr geringe Futtermenge aufnehmen darf. Diese Menge mag zwar grundsätzlich den Bedarf des Tieres decken, aber für das Verdauungssystem sind zu kleine
Portionen nicht förderlich. Durch zu kleine Nahrungsmengen kann die Verdauung regelrecht verkümmern und im schlimmsten Fall kommt es zu Verdauungsproblemen.
Ob mit dem gewohnten Futter eine Gewichtsabnahme stattfinden sollte, muss also im Einzelfall geprüft werden. Es kann auch die Umstellung auf ein für das Tier passenderes Futter nötig sein.
Langsame Gewichtsabnahme = gesundes Abnehmen
Eine Gewichtsabnahme sollte stets kontrolliert erfolgen. Zu schnelles Abnehmen kann dem gesamten Körper nämlich enormen Schaden zuführen. Organe und Gelenke sollten langsam Stück für Stück an das
geringere Gewicht gewöhnt werden. Je nachdem wie viel ein Tier abnehmen muss, kann es einige Monate dauern, bis das Idealgewicht auf dem gesunden Weg erreicht werden kann. Anfangs werden die
ersten Pfunde in der Regel zwar sehr schnell fallen, im weiteren Verlauf dürfen aber nicht zu schnell zu viele Kilos verloren gehen.
Aus diesem Grund sollten Tierhalter mit einem übergewichtigen Tier, die etwas an diesem Zustand ändern wollen, einen Tierernährungsberater zu Rate ziehen. Ein ausgebildeter Tierernährungsberater
kann ermitteln, wodurch das Übergewicht entstanden ist und demnach auch gezielt entgegenwirken. Durch einen Diätplan, den der Tierernährungsberater für Sie erstellen wird, kann eine gesunde
Gewichtsreduktion stattfinden und das Tier wird dabei mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt die es braucht. Mittels einer individuell erstellten Reduktionskurve kann der Tierhalter durchgehend
kontrollieren, wie die Gewichtsabnahme verläuft. So besteht stets eine gute Kontrolle über die Gewichtsreduktion – zum Wohle des Tieres, für ein langes und gesundes Leben.