Futtermittelallergie und Ausschlussdiät

Ist die Ausschlussdiät ein Allheilmittel?

Kann die Ursache für eine Erkrankung oder bestimmte Beschwerden nicht auf Anhieb gefunden werden, wird heute in vielen Fällen sofort eine Allergie gegen bestimmte Futterbestandteile angenommen. Dem tierischen Patienten wird dann oft eine Ausschlussdiät verordnet, die nur aus einer Proteinquelle und einer Kohlenhydratquelle besteht, welche das Tier noch nie zu sich genommen haben sollte. Sehr häufig wird dafür eine Ration aus Pferd und Kartoffel empfohlen, die der Halter frisch für den Hund zubereiten soll. Solche Ausschlussdiäten werden dann über mehrere Wochen durchgeführt. In dieser Zeit darf das Tier nichts anderes zu sich nehmen, auch Leckerchen sollten ausschließlich von den gewählten Quellen stammen – sonst ist eine Ausschlussdiät nicht aussagekräftig.


Ausschlussdiäten bringen oft Besserung

In vielen Fällen zeigt sich durch eine Ausschlussdiät eine deutlich Verbesserung der Beschwerden, häufig sogar sehr schnell. Verdauungsbeschwerden verschwinden und Hautausschläge heilen ab, dem Tier geht es sichtlich besser.
Doch das bedeutet nicht automatisch, dass tatsächlich eine Futtermittelallergie vorliegt.
Zwar wird eine Besserung der Beschwerden durch eine Ausschlussdiät in den meisten Fällen als eindeutiges Indiz genommen, dass es sich nur um eine Allergie handeln kann, das ist aber oft nicht richtig. Vielmehr spielt auch die vorige Fütterung eine große Rolle bei der Beurteilung eines solchen Falls. Besonders wenn die bisherige Fütterung durch Fertigfutter stattgefunden hat, sollte dieses Futter genau unter die Lupe genommen werden.


Verantwortlich sind häufig Zusatzstoffe

Industriell hergestellte Fertigfutter können sehr viele Zusatzstoffe enthalten. Das sind Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Geschmacksstoffe und sonstige Zusätze, die zur Verarbeitung eingesetzt werden oder für das Erscheinungsbild des Futters verantwortlich sind. Man spricht hier von technologischen Zusatzstoffen.
Zusatzstoffe sind nicht per se schlecht und gesundheitsschädlich. Ihr Ursprung spielt eine große Rolle, sie können chemisch oder natürlich sein. Allerdings ist auch nicht automatisch jeder natürliche Zusatzstoff unbedenklich.
Aber auch der Mix der Zusatzstoffe ist von Bedeutung.
Für den Verbraucher ist die Beurteilung eines Fertigfutters nicht einfach. Manche Zusätze müssen vom Gesetz her überhaupt nicht deklariert werden, manche erst ab einer bestimmten Verpackungsgröße. Andere werden zwar angegeben, aber die Formulierung wird so gewählt, dass es sich für den Verbraucher nicht bedenklich anhört.


Pestizide im Tierfutter und "Ohne Konservierungsstoffe"?

Somit kann auf einer Verpackung der Hinweis "Ohne Konservierungsstoffe" abgedruckt sein, obwohl durchaus Konservierungsstoffe verarbeitet wurden. Dann handelt es sich eben nur um nicht deklarationspflichtige Konservierungsstoffe. Sehr oft sind dafür dann Antioxidantien angegeben. Dabei handelt es sich um Stoffe, die das ranzig werden des enthaltenen Fettes verhindern, also genau genommen um nichts anderes, als konservierende Stoffe. Gesetzlich gesehen, handelt es sich dabei aber nicht um Konservierungsstoffe, hier wird unterschieden zwischen Antioxidantien und Konservierungsstoffen.
Zudem sind wir von der Beautyindustrie inzwischen stark beeinflusst, hier werden Antioxidantien in Kosmetika doch immer als stark positives Merkmal dargestellt, das die Alterung verlangsamt und allgemein gut für den Körper ist. So macht sich der Tierhalter nicht weiter Gedanken darüber, was gut auf der Haut ist, kann doch im Futter nichts Schlechtes sein.
Im Hunde- und Katzenfutter werden z.B. häufig BHA und BHT (E320/E321) als Antioxidantien zur Konservierung eingesetzt. Diese stehen schon längere Zeit unter Verdacht, Allergien auszulösen und organische Veränderungen hervorzurufen.
Auch Ethoxyquin (EQ bzw. E324) ist eine oft eingesetzte Antioxidans, die auch als Pestizid verwendet wird.
Während dieser Zusatzstoff in der gesamten EU weder als Pflanzenschutzmittel, noch in menschlicher Nahrung eingesetzt werden darf, ist es für Tierfutter zugelassen.
Über diese Idiotie muss nichts weiter ausgeführt werden. Wenn ein Stoff nicht mehr als Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden darf, hat er auch im Futter von Tieren nichts zu suchen.


Verträglichkeit von Zusatzstoffen ist individuell

Doch nicht nur mit den Konservierungsstoffen verhält es sich so, in Fertigfuttern kann sich ein wahrer Cocktail von verschiedenen Zusatzstoffen befinden, ohne dass der Verbraucher das tatsächlich anhand der Verpackung erfahren kann. Dabei handelt es sich um Geschmackstoffe, Farbstoffe und Bindemittel. In vielen Fällen werden diese Stoffe nur zugesetzt, um das Futter für den Tierhalter ansprechender zu gestalten.
Und oft sind es genau diese Zusatzstoffe, die bei Hund oder Katze Verdauungsbeschwerden oder Haut- und Fellreaktionen auslösen. Keine Allergie gegen Futtermittel, sondern eine Reaktion auf den in manchen Fertigfuttern enthaltenen Zusatzstoff-Cocktail.
Dabei bereiten diese Zusatzstoffe aber längst nicht jedem Tier Probleme. Manche Tiere zeigen keinerlei Reaktionen auf Zusatzstoffe, andere reagieren empfindlich darauf. Es kann auch sein, dass Beschwerden erst nach Jahren auftreten – der Verlauf ist völlig individuell. Das eine Tier erreicht trotz vieler Zusatzstoffe im Futter ein hohes Alter ohne jegliche Erkrankungen, ein anderes Tier leidet dafür dauerhaft an Fellproblemen, Hautreaktionen oder Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder erbrechen.


Futtermittel genau analysieren

Sollte derartige Probleme auftreten, für die zunächst keine genaue medizinische Ursache gefunden werden kann, ist es ratsam, deshalb das Futter zunächst genau zu analysieren. Gibt die Deklaration auf der Verpackung nicht genügend Hinweise auf alle verwendeten Stoffe, sollte direkt beim Hersteller nachgefragt werden. Besonders wenn Zusatzstoffe nicht einzeln deklariert sind und hinter Sammelbegriffen versteckt werden, sollte eine genaue Auflistung angefordert werden. Unter Umständen wird sich dann herausstellen, dass sich eben der oben bezeichnete Zusatzstoff-Cocktail in dem Futter befindet. Ebenso können dabei Substanzen auftauchen, gegen die bereits durchaus ernährungsphysiologische Bedenken bestehen (auch bei menschlichen Nahrungsmitteln!), aber trotzdem noch in der Verarbeitung eingesetzt werden dürfen.
Viele Hersteller erteilen diese Auskünfte sehr bereitwillig. Werden konkrete Nachfragen nicht beantwortet, kann das auch für sich sprechen.
Sollte der Hund oder die Katze entsprechenden gesundheitliche Beschwerden haben und eine Analyse des Futtermittels ergibt einen hohen Gehalt an Zusatzstoffen oder die Verwendung besonders bedenklicher Zusatzstoffe, ist also ein Futterwechsel dringend anzuraten.
Aber auch bei gesunden Tieren, die augenscheinlich keine Probleme mit diesen Stoffen haben, sollte eine Fütterung gewählt werden, die möglichst frei von Chemie ist.
Vorbeugen ist immer besser als heilen!


Die richtige Futterwahl

Wer nicht auf fertiges Futter verzichten möchte, sollte also bei der Auswahl eines Fertigfutters unbedingt darauf achten, dass so wenig wie möglich chemische Zusätze enthalten sind. Die gilt beim gesunden Tier ebenso, wie bei einem Tier, dass unter Erkrankungen leidet. Es gibt durchaus Fertigfutter, die in diese Kategorie fallen, sie sind aber oft schwer von den anderen Futtern zu unterscheiden. Allein Aufdrucke wie "Ohne künstliche Zusatzstoffe" reichen nicht aus, um die Beurteilung eines Futters konkret vornehmen zu können. Nur eine genaue Analyse, die so wie oben beschrieben erfolgt, bringt ein hohes Maß an Sicherheit. Eine sicherere Variante ist jedoch das Selbstzubereiten des Futters. Hierbei weiß der Tierhalter am ehesten, welche Bestandteile tatsächlich im Futter enthalten sind. Nur bei dieser Art der Fütterung kann am besten sichergestellt werden, dass sich keine (schädlichen) Zusatzstoffe im Futter befinden. Die Verwendung von Bio-Fleisch, erhöht diese Sicherheit zusätzlich.


Fazit

In vielen Fällen wird eine Allergie gegen Futtermittel vermutet, obwohl diese nicht vorliegt. Es werden oft unnötige Ausschlussdiäten durchgeführt, obwohl es häufig ausreichend wäre, auf eine Fütterung umzustellen, die so wenige wie möglich chemische Zusatzstoffe enthält.
Es sollte immer der Einzelfall beachtet werden, wobei die bisherige Fütterung eine große Rolle spielt. In vielen Fällen - sollte das aktuelle Futter mit vielen Zusatzstoffen versetzt sein - kann eine Futterumstellung, auf eine Futtersorte mit weniger Chemie oder selbst zubereitete Rationen, die Beschwerden deutlich verbessern oder sogar komplett verschwinden lassen.
Ausgebildete Tierernährungsberater führen gerne eine Analyse Ihrer bisherigen Fütterung durch und können ihnen Futtersorten oder Fütterungsarten empfehlen, die möglichst wenige Zusatzstoffe enthalten. Natürlich erhalten Sie auch Beratung, wenn Sie sich entscheiden, die Mahlzeiten für Ihr Haustier künftig selbst zuzubereiten. Ein individuell erstellter Futterplan stellt dann die Versorgung Ihres Tieres in einer artgerechten und gesunden Weise sicher.
Ob eine Ausschlussdiät zu empfehlen ist, ergibt sich durch den individuellen Fall.

Ausschlussdiäten sind nicht grundsätzlich schlecht – sie werden nur zu häufig unnötig verordnet!