Futtermythen

Was steckt dahinter?

Rund um die Fütterung unserer Hunde und Katzen existieren zahlreiche Mythen. Diese betreffen jede Form der Fütterung gleichermaßen, Fertigfutter ebenso wie selbst zubereitete Rationen. Es handelt sich dabei im Grunde immer um Thesen, die nicht oder nur unzureichend belegt sind, sich aber trotzdem stark verbreitet haben und fest in den Köpfen der Menschen halten.
Rohes Fleisch macht aggressiv, Trockenfutter beugt Zahnstein vor und es ist wichtig, einen Hund auch mal einen Tag lang hungern zu lassen - all diese Aussagen sind wohl jedem Katzen- oder Hundebesitzer bekannt.
Nachfolgend sind die häufigsten Mythen zur Ernährung unserer Hunde aufgeführt und was tatsächlich dahinter steckt.


Mythos 1 - Trockenfutter verhindert Zahnstein

Trockenfutter wird sehr oft angepriesen, wenn es um die Vorbeugung und Verminderung von Zahnstein geht. Angeblich sollen die trockenen Kroketten für einen Abrieb an den Zähnen sorgen und somit Zahnstein vorbeugen oder schon vorhandenen Zahnstein vermindern. Tatsächlich handelt es sich bei aber um einen Irrglauben, der sich hartnäckig hält. Es gibt keinerlei verwertbaren Studien, welche die prophylaktische Wirkung von Trockenfutter gegen Zahnstein belegen. Auch die Besserung von Zahnstein durch die Fütterung von Trockenfutter ist nicht belegt. Das hat auch ganz einfache Gründe: die meisten Tiere schlucken die Futterbrocken einfach, ohne vorher zu Kauen. Deshalb kann dieser Abrieb also gar nicht zustande kommen. Und selbst wenn ein Tier die Futterkroketten zerbeißt, sind diese so beschaffen, dass sie sehr schnell zerfallen. Schon nach dem ersten Biss kann also auch kein Abrieb mehr erfolgen und allenfalls die Zahnspitzen kommen mit der Krokette in Berührung. Zahnstein sitzt aber in den meisten Fällen nahe am Zahnfleisch. Eine wirksame Zahnsteinprophylaxe kann nur mit Dingen stattfinden, die entsprechend hart sind, so dass das Tier ausreichend lange darauf herumkauen muss.


Mythos 2 - Nassfutter verursacht Mundgeruch und Zahnstein

Richtig ist, dass der Hund oder die Katze direkt nach der Fütterung mit Nassfutter schon aus dem Maul riecht, im Vergleich zum Trockenfutter. Dieser Geruch verfliegt aber recht schnell. Nicht richtig ist, dass Tier, die mit Nassfutter gefüttert werden, grundsätzlich mehr aus dem Maul riechen. Ist ein ständiger und unangenehmer Geruch aus dem Maul wahrzunehmen, liegen andere Ursachen vor, die genauer untersucht werden sollten. Diese kann grundsätzlich an einem nicht passenden Futter liegen, das betrifft aber Trocken- und Nassfutter gleichermaßen. Ebenso steht Nassfutter im Verruf, Zahnstein bei Hunden und Katzen zu begünstigen. Beobachtungen von Tierspezialisten können diese Aussage allerdings nicht bestätigen und auch hierzu existieren keine Studien, die erhöhte Zahnsteinbildung durch Nassfutter belegen. Tiere, die mit Nassfutter gefüttert werden, haben nicht häufiger Zahnstein, als solche, die mit Trockenfutter gefüttert werden.


Mythos 3 - Rohes Fleisch macht aggressiv und weckt den Jagdtrieb

Seit immer mehr Hunde- und Katzenhalter ihre Tiere mit frischem, rohem Fleisch ernähren, halten sich darum einige Mythen. So soll die Verfütterung von rohem Fleisch grundsätzlich dafür sorgen, dass das Tier eine gesteigerte Aggressivität zeigt. Daneben soll der natürliche Jagdtrieb des Tieres deutlich gefördert werden. Es gibt keine verwertbaren Studien zu dieser These, auch tausende Tierhalter, die Ihr Tier bereits einige Jahre mit B.A.R.F. ernähren, können keine negativen Verhaltensänderungen feststellen. Richtig ist, dass die Ernährung durchaus einen Einfluss auf das Verhalten von Hunden und Katzen haben kann. Wird ein Tier mit selbst zubereiteten Rationen ernährt, stellen sich deshalb häufig Verhaltensänderungen ein. Viele Tierbesitzer berichten, ihr Tier sei wesentlich ausgeglichener, seit es roh bzw. frisch ernährt wird. Im Gegensatz zu den meisten industriell hergestellten Fertigfuttern, enthalten die selbst zubereiteten Mahlzeiten für Hund und Katze deutlich hochwertigere Proteine. Diese hochwertigen Eiweiße sind wichtig für alle Körperfunktionen, aber auch die Gehirnfunktion. Aber auch andere Nährstoffe sind in frischem Futter in besserer Qualität enthalten. Somit sind Verhaltensprobleme eher mit Fertigfutter in Verbindung zu bringen, als mit frisch zubereiteten Rationen.


Mythos - 4 Ein Fastentag ist wichtig für Hunde

Ein Fastentag für Hunde in nach weit verbreiteter Ansicht ein wichtiger Beitrag zur gesunden Hundeernährung – völlig unabhängig von der Fütterungsart. Schließlich würde die wilden Vorfahren unserer Hunde – die Wölfe – auch nicht ständig ein ausreichendes Futterangebot vorfinden. In den meisten Fällen ist es allerdings, so, dass ein Wolf durchaus jeden Tag genügend Nahrung findet. Schließlich hat der Wolf den ganzen Tag über nichts anderes zu tun, als sich um die Futterbeschaffung zu kümmern. In vielen Breitengraden herrscht zudem so ein enormes Angebot an Beutetieren, dass ein gesunder Wolf nur sehr selten hungern muss. Deshalb ist ein Fastentag für unsere Hunde nicht notwendig, er kann sogar schädlich sein. Unsere Hunde sind den ganzen Tag über verschiedenen Fütterungsreizen ausgesetzt. Das kann das Öffnen der Kühlschranktür sein, das Rascheln mit Verpackungen, das Benutzen bestimmter Schränke oder Schubladen – eben alle Dinge, die der Hund mit Futter in Verbindung bringt. Oft ist uns Menschen nicht bewußt, wie viele Futterreize für unseres Tiere täglich bestehen. All diese Fütterungsreize sorgen dafür, dass die Magensäureproduktion sich auf die Nahrungsaufnahme einstellt. Doch handelt es sich um einen Fastentag, gelangt keine Nahrung in den Magen. Die Folge kann eine Übersäuerung sein, die mit Begleiterscheinungen wie Erbrechen und Sodbrennen einhergeht.


Mythos - 5 Nassfutter enthält mehr Fleisch als Trockenfutter

Dieser Irrglaube hält sich auch sehr hartnäckig, was wohl einfach daran liegen mag, dass die Konsistenz von Nassfutter eher an frisches Fleisch erinnert, als Trockenfutterkroketten. Diese pauschale Aussage ist allerdings nicht in allen Fällen richtig, es gibt durchaus Nassfutter, die deutlich weniger Fleischanteil haben, als so manches Trockenfutter. Es kommt ganz auf die Zusammensetzung an – ein Nassfutter kann unter Umständen so viele Füllstoffe und Zusatzstoffe enthalten, dass am Ende nur ein geringer Anteil fleischiger Zutaten einhalten ist. Obwohl das Futter sehr fleischig aussieht. Ein weiterer Irrglaube zum Nassfutter besagt, dass die Feuchtnahrung hauptsächlich aus Wasser besteht und deshalb minderwertig sei. Dabei ist es doch völlig natürlich und logisch, dass Wasser enthalten ist, wenn doch frisches Fleisch auch einen sehr hohen Wasseranteil hat? Nassfutter ist grundsätzlich eine artgerechtere Fütterungsmethode als Trockenfutter. Es kommt aber immer auf die Zusammensetzung an!


Mythos 6 - Tierische Nebenerzeugnisse sind Abfall

Tierische Nebenerzeugnisse sind unter vielen Katzen- und Hundehaltern absolut verpönt. Sie gelten als minderwertiger Abfall, der auch in der Tiernahrung nichts zu suchen hat. Das ist allerdings nur bedingt richtig, es gibt tierische Nebenerzeugnisse, die durchaus wertvoll für unsere Tiere sind, daneben aber auch solche, die nicht unbedingt auf den Speiseplan gehören, vor allem nicht in großen Mengen. Grundsätzlich werden unter dem Begriff "tierische Nebenerzeugnisse" alle Schlachtteile zusammengefasst, die nicht als Lebensmittel verarbeitet werden. Das können Hufe, Federn und Krallen sein, aber auch Innereien, wie die Lunge oder der Pansen. Während Dinge wie Federn und Krallen kaum nützliche Eigenschaften in der Fütterung besitzen, haben Innereien durchaus einen ernährungsphysiologischen Wert und sollten deshalb auf keinem Speiseplan fehlen. Problem: Die Deklaration auf vielen Fertigfuttern lässt keine Rückschlüsse darauf zu, welche tierischen Nebenerzeugnisse genau verarbeitet wurden. Es ist also nicht ersichtlich, ob es sich um Nebenerzeugnisse mit Mehrwert für das Tier handelt, oder minderwertige tierische Nebenerzeugnisse. Trotzdem sind die tierischen Nebenerzeugnisse grundsätzlich wichtig in den täglichen Rationen von Hunden und Katzen. Es kommt auf die Auswahl an.


Mythos 7 - Abwechslung schadet dem Tier

Viele Tierhalter sind der Meinung, es würde ihrem Tier schaden, wenn eine abwechslungsreiche Fütterung stattfindet. Aus diesem Grund ernähren viele Menschen Ihren Hund oder ihre Katze jahrelang mit derselben Sorte einer bestimmten Futterart. Oft sieht man eine Bestätigung dieser Annahme, wenn das Tier ungewollt etwas aufgenommen hat und mit Verdauungsproblemen reagiert. Eine solche Reaktion ist allerdings sehr natürlich. Wenn das Verdauungssystem über viele Jahre hinweg immer dasselbe Futter verwerten musste, verkümmert die Verdauung. Sie hat sich so sehr auf dieses eine Futter eingestellt, dass andere Nahrung nicht sofort problemlos verdaut werden kann. In vielen Fällen ist eine Umgewöhnung aber möglich, in dem Schritt für Schritt kleine Anteile einer anderen Nahrung zugegeben werden. Wird von Anfang an auf Abwechslung bei der Fütterung geachtet, stellt sich diese Trägheit der Verdauung erst gar nicht ein. Die meisten Tiere vertragen Abwechslung bei der Fütterung dann völlig problemlos. Eine gesunde Verdauung ist wichtiger Bestandteil der allgemeinen Gesundheit.